Apostolische Sukzession

Nachfolger der Apostel: Die bischöfliche Sukzession

Das Bischofsamt ist ein mit einer besonderen Gabe des Heiligen Geistes (einem Amts-Charisma) verbundenes kirchliches Amt und wird seit neutestamentlicher Zeit unter Handauflegung und Gebet weitergegeben (2Tim 1,6). In der Begrifflichswahl des Neuen Testaments handelt es sich um das hohe Amt der (Nachfolger der) Apostel, zu denen neben dem Zwölferkreis um Jesus auch Matthias, Paulus, Barnabas, Timotheus und Titus gezählt werden müssen. Man mag hierin eine neutestamentliche Erfüllung des Lehramts des Mose sehen, das nach rabbinischer Tradition durch Handauflegung (hebr. s’michah) über Josua (Num 27,18ff.) hinaus viele Jahrhunderte lang weitergegeben worden ist; Mose selbst verheißt einen “Propheten wie mich” (Dtn 18,15), den Messias, Jesus von Nazareth.

Das apostolische Amt im Neuen Testament

Der heutige Begriff “Bischof” für das apostolische Amt ist zwar sehr geläufig, aber das Resultat christlicher Bescheidenheit und für uns heute ein wenig irreführend. Das Neue Testament verwendet nämlich (Apg 20,17.28; Tit 1,5.7) die Begriffe “Priester/Ältester” (griech. presbyteros) und Bischof/Aufseher (griech. episkopos) unterschiedslos, doch es grenzt die Apostel sehr deutlich von den zahlreicheren Priestern/Ältesten ab. Die Priester/Ältesten werden von den Aposteln unter Handauflegung und Gebet eingesetzt (Apg 14,23; Tit 1,5), nicht umgekehrt – obgleich bei der Weihe der Apostel durch Handauflegung und Gebet sich nicht nur Apostel, sondern auch die anwesenden Priester/Ältesten beteiligen (1Tim 4,14). Für eine Weihe zu einem Apostel(nachfolger) ist die Handauflegung mindestens eines Apostel(nachfolger)s unerlässlich, aber es sollen darüber hinaus möglichst viele Priester/Älteste teilnehmen, um den Heiligen Geist um Seine Gabe für den Weihekandidaten anzuflehen. In der für die frühe Kirche charakteristischen Demut bezeichneten sich die späteren Apostel(nachfolger) nur noch als Bischöfe, womit die begriffliche Abgrenzung von Priestern/Ältesten einerseits und Bischöfen als Apostelnachfolgern andererseits begann.

Im Folgenden wird – wie in der anglikanischen, orthodoxen, orientalisch-orthodoxen und römisch-katholischen Theologie üblich – unter “Bischof” ein Apostel(nachfolger) in diesem Sinne verstanden. Anglikanische, orthodoxe, orientalisch-orthodoxe und römisch-katholische Bischöfe stehen ebenso wie manche lutherische Bischöfe in der durch Handauflegung und Gebet vermittelten Nachfolge der Apostel. Die Abfolge der Bischofsweihen von der Zeit der Urkiche bis heute wird gemeinhin als apostolische Sukzession bezeichnet.

Das Bischofsamt der frühen Kirche

Das Bischofsamt wird von Bischöfen, die ihrerseits in apostolischer Sukzession stehen, gespendet. Spätestens seit dem Konzil von Nizäa (325) ist es üblich, dass mindestens drei Bischöfe aus der Umgebung bei einer Bischofsweihe beteiligt werden (can. 4; vgl. Const. Ap., lib. viii). Nach dem Vorbild Neuen Testaments (2Tim 1,6; 1Tim 4,14) erwartet man gläubig das Amts-Charisma, das Geschenk des Heiligen Geistes für den Weihekandidaten, als Antwort auf die von besonderen Gebeten begleitete Handauflegung der versammelten Bischöfe und Priester/Ältesten, welche als Hirten stellvertretend für die gesamte apostolische Kirche stehen.

Ignatius von Antiochien unterscheidet bereits im Jahr 100 zwischen Priestern/Ältesten einerseits und dem herausgehobenen Amt des Bischofs andererseits (Trall.). Und Irenäus von Lyon veröffentlicht schon im 2. Jahrhundert eine erste Sukzessions- bzw. Bischofsliste (Adv. haer., lib. iii). Ignatius von Antiochien und Irenäus von Lyon sehen im Bischofsamt das Realsymbol für die Einheit der Kirche durch Raum und Zeit, weshalb die Beteiligung eines Bischofs als Apostelnachfolger, aber auch die Beteiligung möglichst vieler anderer Bischöfe und Priester/Älteste so bedeutsam ist.

Das Bischofsamt heute

Die meisten heutigen Sukzessionslisten lassen sich bis mindestens ins 16. Jahrhundert hinauf zurückverfolgen, manche sogar noch weiter. Dies gilt auch für die Sukzessionsliste unseres Bischofs Gerhard Meyer, der in der Nachfolge von Erzbischof John Moore (Canterbury), Erzbischof Gerardus Gul (Utrecht) und Erzbischof Johan Ekman (Uppsala) steht.

Nachfolger der Apostel zu sein ist eine hohe Berufung. Unzählige Bischöfe der frühen Kirche haben während der Christenverfolgunden des römischen Reichs ihr Amt mit dem Leben bezahlt. In der Nachfolge der Apostel zu stehen heißt insbesondere, auch heute mutig einzutreten für den Glauben, der ein für alle Mal den Heiligen überliefert ist (Jud 3).

Das Apostel- bzw. Bischofsamt selbst ist ein Geschenk Jesu Christi an Seine Kirche. Er hat sie nicht verwaist zurückgelassen, sondern ist in ihr im Heiligen Geist auf geheimnisvolle Weise gegenwärtig und schenkt – im Hinblick auf Sein sühnendes Leiden am Kreuz – Vergebung der Sünden, die von den Aposteln und ihren bischöflichen Nachfolgern vollmächtig zugesprochen wird (Joh 14,17f.; 20,22f.).

Lob sei Dir, Christus!

Sukzessionsliste für Bischof Gerhard Meyer

Abfolge jüngerer Bischofsweihen bis zu Bischof Meyers KonsekrationAbfolge jüngerer Bischofsweihen bis zu Bischof Meyers Konsekration (83,4 kB)

Englische Fassung der Sukzessionsliste

Succession of recent episcopal consecrations up to Bishop Meyer'sSuccession of recent episcopal consecrations up to Bishop Meyer’s (80,8 kB)

Sukzessionsliste der englischen Schwesterkirche

Die ausführliche Bischofsliste unserer englischen Schwesterkirche mit allen bekannten Ko-Konsekratoren ist in deren Jahrbuch enthalten; Bischof Meyer wurde u.a. von Bischof Powell konsekriert.